Was schaut ihr zum Himmel? – Die Erde gilt es zu verändern

Gedanken zu Apostelgeschichte 1,1-11

Sie glaubten, jetzt würde alles erst richtig anfangen. Der Tod hatte ihm nicht nichts anhaben können. .Er kam zu seinen Freunden – handgreiflich, augenscheinlich. Das Reich Gottes, von dem er immer gesprochen hatte, würde sichtbar werden vor aller Welt. Die Skeptiker, die Gegner, die Gleichgültigen würden jetzt endlich erleben, dass all das eintrifft, was er angekündigt hat.

Und was ist? Er geht weg. Ihre Leitfigur; der sie mitriss, der sie zusammenhielt, auch mal zusammenstauchte, der sie in action versetzte, der sie neu sehen lehrte: die Welt um sie herum und die Menschen, die ihnen begegneten – er verschwindet vor ihren Augen.

Große Verwirrung, Chaos in ihren Köpfen. Wie geht es weiter? Was sollte diese kurze Zeit nach Tod und Auferstehung, wo neue Nähe, neues Vertrautsein sich einstellten?

Jetzt sind die Freunde Jesu in derselben Situation wie wir heute. Es bleiben ihnen und uns nur der nackte Glaube und ein paar Erfahrungen, die nicht aus unseren Köpfen weg wollen.

Wenn wir das Weltgeschehen bedenken, kommt uns unwillkürlich die Frage:

Wo bist Du, Gott? Wo bist Du, Jesus? Wir brauchen deinen Trost, deine Ermutigung.

Herr, erbarme dich!

Wenn wir in unsere Gemeinde sehen, in unsere Gruppen: da vermissen wir Freunde, die früher dabei waren; da hören wir Ausreden und Entschuldigungen, da spüren wir Ermüdung und Frust bei uns und denen, die noch da sind.

Christus erbarme dich

Aber tief in uns ist noch ein Stück Sehnsucht: wir erinnern uns an Glücksmomente, an prägende Begegnungen, an Augenblicke, wo dieser Jesus uns nahe war. Doch: können wir davon auf Dauer leben?

Herr, erbarme dich

Herr, Du hast uns deinen Geist versprochen; manchmal spüren wir seine Kraft: wir machen weiter, auch wenn wir keine Lust mehr haben; wir suchen nach Lösungen, wenn wir in der Sackgasse stecken; er schenkt uns kleine Erfolgserlebnisse. Da leben wir wieder auf.

Apostelgeschichte 1

1 Den ersten Bericht habe ich verfasst, o Theophilus, über alles, was Jesus anfing zu tun und zu lehren, 2 bis zu dem Tag, da er [in den Himmel] aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln[1], die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte. 3 Ihnen erwies er sich auch nach seinem Leiden als lebendig durch viele sichere Kennzeichen, indem er ihnen während 40 Tagen erschien und über das Reich Gottes redete. 4 Und als er mit ihnen zusammen war, gebot er ihnen, nicht von Jerusalem zu weichen, sondern die Verheißung des Vaters abzuwarten, die ihr [— so sprach er—] von mir vernommen habt, 5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. 6 Da fragten ihn die, welche zusammengekommen waren, und sprachen: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her? 7 Er aber sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeitpunkte zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat; 8 sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!

9 Und als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg. 10 Und als sie unverwandt zum Himmel blickten, während er dahinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei ihnen, 11 die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen!“

Die Jünger hören den Vorwurf: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“

Ist das auch uns gesagt?

Reicht es, den Himmel zu bestürmen, dass Verhältnisse sich ändern? Zu beten und auf den Geist zu warten, der uns versprochen ist?

Da gibt es diese Geschichte von den beiden Lastkutschern aus Lateinamerika:

Zwei Lastkutscher fuhren mit vollgeladenen Karren über einen schlammigen Weg. Beide Karren fuhren sich fest und kamen nicht mehr weiter.

Einer der beiden Kutscher war fromm; er fiel dort im Schlamm auf die Knie und begann zu beten: „Gott hilf mir!“ Er betete und betete und schaute immer wieder zum Himmel hinauf.

Der andere schimpfte und schimpfte – über den Weg, über sich selbst. Dann aber suchte er sich Zweige, Blätter und Erde zusammen, trieb den Esel an, schob am Karren und hörte nicht auf zu schimpfen.

Plötzlich stieg aus der Höhe ein Engel herab.

Zur Überraschung der beiden kommt er aber nicht demjenigen zu Hilfe, der gebetet hat, sondern dem, der die ganze Zeit schimpfte und fluchte.

Der war ganz verwirrt und sagte: „Das muss doch ein Irrtum sein, sicher gilt die Hilfe dem anderen da, der die ganze Zeit Gott um Hilfe angerufen hat.

Nein“, sagte da der Engel: „Nein, Gott kommt dir zu Hilfe, denn Gott hilft dem der sich anstrengt und arbeitet.“

Dom Helder Camara, der diese Geschichte so ähnlich erzählt hat, schreibt: „Derjenige, der Gott die Verantwortung für alles auflädt und nur betet und Gelübde ablegt, ohne Anstrengungen zu unternehmen, der hat das Christentum nicht verstanden.

Da denke ich noch einmal an die Jünger Jesu. „Was steht ihr da und schaut zum Himmel“, sagt der Engel zu ihnen. Das heißt dann wohl:

Schaut auf die Erde. registriert, was falsch läuft in eurem Leben, in eurer Gemeinde, in eurem Stadtteil. Fangt an, Freunde zu suchen, mit ihnen an kleinen Veränderungen zu arbeiten; gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus den Mund aufzutun; an einer Stelle Zeichen zu setzen gegen Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit.

Bleibt nicht in eurem bequemen Sessel sitzen, sondern legt Hand an!

Im Evangelium heißt es: „Ich werde euch den Heiligen Geist geben, den mein Vater euch versprochen hat.“ und beim Evangelisten Markus lesen wir: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet der gesamten Schöpfung das Evangelium!“

Also nicht sitzen bleiben, zum Himmel schauen und warten, dass die Menschen zur Kirche kommen.

Der Heilige Geist weckt auf, stößt in die Rippen, macht uns Beine.

Es gilt, unseren Glauben sichtbar und erfahrbar zu machen; uns einzuklinken in Veränderungsprozesse in Gesellschaft und Kirche und mit zu suchen nach neuen Wegen.

Bei großen Wallfahrten heißt es immer: „Der Weg ist das Ziel.“

Ich glaube, der Heilige Geist wird nur bei uns „landen“ können, wenn wir aufbrechen und den Weg unter die Füße nehmen.