Jesus ist nicht tot. Sucht ihn!

zu Mt 26,1-10

Da ist von einem Erdbeben die Rede, von einem Engel, der den Stein vom Grab wälzt.

Wie ein Erdbeben erscheint die Krise, die den ganzen Globus erfasst hat: es hinterlässt Kranke, Tote, erschüttert den Zusammenhalt der Gesellschaft, vernichtet Existenzen, verbreitet Angst und Verzweiflung.
Am Boden liegen alle, die sich bisher gut situiert gewusst
haben, die in Sicherheit und Wohlstand gelebt haben. Allein die, die immer am Rande existierten, die schon immer nurZuschauer in dem Konsumzirkus waren, stehen dabei und sind auf einmal denen gleich, die sie immer beneidet haben.

Wir sind wie tot zu Boden gefallen.

Und in dieses Szenario hinein spricht der Engel: „Fürchtet euch nicht!“

Die Frauen, die da am Morgen des ersten Wochentages zum Grab gekommen sind, geraten total durcheinander. Sie können das, was da geschieht, nicht einordnen. Der Engel, die Stimme von oben, ihr im Herzen versteckt gebliebener Glaube sagen: „Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er wurde auferweckt.“

Der Engel, der Glaube richtet ihren Blick weg von dem, was zum Tode ging, weg von den Erinnerungen an den Jesus, mit dem sie durch das Land wanderten: er ist nicht mehr da.

Und doch wird ihnen eine neue Erfahrung geschenkt, als sie voller Furcht und Freude, also total durcheinander, vom Grab weggehen: Jesus begegnet ihnen. Was ihnen nur gesagt wurde, wird nun Gewissheit: Er ist da.
Aber Er lässt sich nicht festhalten. Sie sollen weitergehen, es weitersagen: Er ist nicht im Tod geblieben. Er ist auferstanden. „Geht nach Galiläa!“. Nicht bleiben, sondern gehen sollen sie.

Galiläa: Chiffre für eine neue Zeit, Chiffre für eine weithin
ungläubige Welt; die Juden in Galiläa galten als nicht sehr gesetzestreu.

Botschaft für uns?

Mit unseren Erinnerungen, die uns wichtig geworden sind, aufbrechen in eine weithin unreligiöse, kirchenferne Welt,
aufbrechen mit der Gewissheit, dass Er schon vor uns da ist in den Menschen, in den Suchenden. „Er geht euch voraus nach Galiläa.“

Er ist schon längst da in denen, die nichts mehr von der Zukunft erwarten in den Slums Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, in den Flüchtlingslagern Griechenlands, in den Obdachlosenunterkünften.
Er ist schon längst da bei denen, die in unterschiedlicher Weise kreativ Hilfe leisten in der Corona-Pandemie und schon länger in den kleinen Selbsthilfegruppen in Bangladesh, in der Sahelzone.
Er Ist schon längst da bei denen, die sich treffen, um die Erinnerungen an Ihn in den Evangelien und Briefen des Neuen
Testaments zu lesen und darüber auszutauschen; bei denen, die sich jetzt zu Haus-Gottesdiensten treffen.

Er ist da bei den kranken und alten Menschen; überall gibt es kleine Auferstehungserfahrungen.

Aber wir müssen nach Galiläa gehen; wir werden ihm nicht begegnen und ihn nicht erkennen, wenn wir hier bleiben am Grab, wo wir nur noch sein Totenhemd sehen.

Und Er wird uns immer wieder überraschend begegnen, wenn wir es nicht erwartet haben und auch uns seinen Geist versprechen, damit wir ohne Angst und voller Freude in das ungläubige Galiläa gehen, wo wir mehr offene Ohren finden werden als in Jerusalem, bei denen, die sich immer schon in ihrem Glaubensgerüst sicher fühlten.

Jesus ist nicht tot. Sucht ihn! Er wird euch beim Namen rufen.