„Du bist mein Prophet“

Gedanken zum Beginn einer Firmvorbereitung  am 5. Sonntag im Jahreskreis

Warum bist Du heute hier? Ich vermute, weil Du in einem Netz von Beziehungen aufgewachsen bist; mit Menschen, die mit „Kirche“ verbunden sind: vielleicht deine Eltern, die Großeltern, Freundinnen oder Freunde, etwas Ältere, mit denen Du in der Gemeinde allerhand erlebt hast, Fahrten, Ausflüge, Aktionen. Irgendwie war auch immer wieder mal von dem Gott die Rede, der uns begleitet, der uns in Jesus anschaubar und greifbar geworden ist.

Vielleicht hast Du auch mal ein bisschen gespürt, das ER da war, dich beschützt hat, dir einen Rat gegeben oder zu einer Hilfe für andere bewegt hat.

All diese Beziehungen machen dir und uns allen bewusst: wir sind nicht allein auf unserem Lebensweg.

Heute beginnt ein neues Wegstück. Du kannst mit anderen deines Alters zusammen auf die Spurensuche gehen: wo können wir etwas von diesem Gott, von Jesus Christus erfahren? Wie kann ich sicherer werden, dass es diesen Gott wirklich gibt.

In diesem Gottesdienst möchten wir ein paar Gedankenanstöße dazu geben.

Und vielleicht musst Du Deine Vorstellungen von Gott, die Du seit Kindertagen in Dir hast, verändern. Vielleicht ist er ganz anders.

Lesung:  Jes 6,1-8

Die Gottesdienste enthalten immer Texte aus der BIbel. Und oft haben sie eine Verbindung untereinander. So auch heute.

Da ist von einem jungen Mann die Rede; es könnte aber auch eine junge Frau sein: die machen eine merkwürdige Erfahrung.

Marvin lernt Informatik, spielt in einer Band Bassgitarre und erzählt gerne seinen jüngeren Geschwistern spannende Geschichten; wenn er den Mund auftut, sind alle ganz Ohr. Wenn er mit seiner Band irgendwo auftritt, ist er ganz abwesend, anderswo. Obwohl immer im Lärm, ist sein Gesicht ruhig wie aus einer anderen Welt. Er lebt in seiner Musik. Manchmal zu Hause im Keller spielt er auf seiner Gitarre so vor sich hin – und dann ist es, als wenn einer zuhörte, den nur er kennt.

 Heute Abend sieht man ihn durch die City eilen, die Gitarre unter dem Arm. Da sieht er die Herz-Jesu Kirche, die Türen offen, ein Lichtschein. Kann doch nicht schaden, vor dem Auftritt einen Moment dort zu sein.

Und als er da so steht, still, lange, wie wenn er Zeit in Fülle hätte, da berührt ihn etwas – er kann später nicht sagen, was das war, als wenn ein Licht auf ihn zukäme, ihn blendet und als wenn er eine Stimme hörte: „Du bist mein Prophet.“

Und er denkt: ich habe keine Zeit, ich gehe noch zur Schule, Oberstufe, und ich habe meine Band, und was heißt das überhaupt?

 Und er meint, eine Stimme zu hören:  „Du bist mein Prophet und weißt es nicht; du kannst es sein und weißt es nicht. Du bist der Prophet mit der Baß-Gitarre, du bist der Prophet mit den tiefen Tönen. Du bist mitten  in eurem Auftritt, du bist in Deiner Klasse, in Deiner Gruppe mein Prophet und weißt es nicht.

Ich spreche durch dich.

Geh und  spiele weiter, geh in deinen Alltag, und wo du bist, bleibe wer du bist: mein Prophet.“

Und Marvin geht aus der Kirche, er hat sich schon zu lange aufgehalten, aufhalten lassen. Und so begann der Auftritt. Und er spielte gut bis in die Nacht hinein.

Keiner wusste, was er erlebt hatte, doch der eine oder die andere ahnten etwas. Denn irgendwie war er anders als sonst.

( Adaption zu  Wilhelm Willms in: Der geerdete Himmel, butzon&bercker 1974, 4.12 isaias und der engel)

Evangelium                      Lk 5,1-11

„Eines Tages stand Jesus am See Genezareth, und eine große Menschenmenge drängte sich um ihn. Alle wollten Gottes Botschaft von ihm hören. 2 Da sah er am Ufer zwei leere Boote liegen. Die Fischer hatten sie verlassen und waren gerade dabei, ihre Netze zu reinigen. 3 Jesus stieg in das Boot, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte Jesus sich und lehrte vom Boot aus die Menschen.“

Kleines Bibliodrama: Jünger, Zuhörer, Jesus

 „4 Anschließend sagte Jesus zu Simon: »Fahrt jetzt weiter hinaus auf den See und werft eure Netze aus!« 5 »Herr«, erwiderte Simon, »wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich es tun.« 6 Sie warfen ihre Netze aus und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen begannen. 7 Deshalb winkten sie den Fischern im anderen Boot, ihnen zu helfen. Sie kamen, und bald waren beide Boote bis zum Rand beladen, so dass sie beinahe sanken. 8 Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und rief: »Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!« 9 Er und alle anderen Fischer waren erschrocken und erstaunt über diesen Fang, 10 auch Jakobus und Johannes, die Söhne von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Aber Jesus sagte zu Simon: »Fürchte dich nicht! Du wirst von nun an keine Fische mehr fangen, sondern Menschen für mich gewinnen.« 11 Sie brachten die Boote an Land, ließen alles zurück und gingen mit Jesus.

 Kleines Bibliodrama: Jünger, Jesus, Zuschauer

Ansprache

Zwei  biblische Erzählungen.

Da ist einer, der eine merkwürdige Erfahrung macht: eine Stimme, die ihn im Innersten berührt und ihn auffordert, offen zu sein und bereit, die eigene Meinung zu sagen, auf Schwachpunkte im Miteinander der Menschen aufmerksamzu machen, Neues zu wagen.

Immer mehr junge wie ältere Menschen fühlen sich manchmal allein, auch wenn sie in der Klasse, in der Familie vernetzt sind. Allzu oft heißt es: cool bleiben, smiling face zeigen, nur nicht zu erkennen geben, wie es im Inneren aussieht. Nicht davon reden, dass Freundschaften zerbrechen, Schule nicht klappt, dass sie selbst oder andere gemobbt werden.

Und da kommt diese Stimme: „Du bist mein Prophet“,  ich helfe dir, dass du die richtigen Worte findest, dass du dich stark fühlst, wenn Schwierigkeiten zu überwinden sind.

Der Weg, den ihr heute beginnt, soll euch dazu helfen, solche junge Menschen zu sein, die wissen, wer sie sind,  die etwas zu sagen haben.

Und dann die zweite Erzählung.

Die Fischer wollen nicht rausfahren, weil sie schon in der Nacht nichts gefangen haben. Tagsüber ist das eh aussichtslos.

Auf Zureden tun sie es dennoch und machen die überraschende Erfahrung eines großen Fangs.

Wer sich selbst sicher ist, wer sich von einer Kraft gestärkt weiß, die nicht aus ihm, aus ihr kommt – vielleicht ist es Gottes Kraft -, der wird abenteuerliche Dinge erleben.

Ihr werdet Überraschungen erleben.

Und wir können Euch versprechen, dass wir Euch begleiten, versuchen mit Euch all das zu sortieren, was ihr in den nächsten Monaten erlebt und erfahrt.