„Kirche“ – heilende Gemeinschaft?

  1. Sonntag im Jahreskreis B 2018

 Predigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis B

Mk 6, 7-13

„Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die Dämonen auszutreiben.“

Immer wieder wird im Neuen Testament von Menschen berichtet, die von einem Dämon besessen sind. Meist waren es Verwandte, die Jesus um Hilfe baten; oder Jesus selbst bemerkte solche Menschen. Wir tun uns schwer genau zu erklären, was mit diesen Dämonen , unreinen Geistern , dieser Besessenheit gemeint ist.

Auf jeden Fall sind diese Menschen nicht frei, stecken innerlich  voller Ängste, werden von außen bedrängt, in die Enge getrieben; wirken auf Außenstehende gestört. Der Zugang zu ihnen fällt schwer.

Was sind heute solche Dämonen? Wovon sind junge Menschen oder auch Erwachsene besessen? Was isoliert sie von ihren Mitmenschen? Welche Verhaltensweisen engen ihre Freiheit ein?

Ich möchte einfach mal das Evangelium auf heute übertragen und Sie bitten, sich zu zweit zusammen zu tun. Die Jüngeren können vielleicht  etwa 10 Minuten hinausgehen in den Kreuzgang, in den Innenhof, die anderen sich hier in den Bänken zu zweit austauschen zu den Fragen, die Sie auf den Zetteln noch einmal formuliert finden. Schreiben Sie kurze Stichworte auf, welche Dämonen sie heute erkennen, die Menschen bedrängen. Nach eingen Minuten treffen wir uns wieder hier, um den Gottesdienst fortzusetzen.

Austausch

genannt wurden: u.a. Besitz -immer mehr haben wollen, Mediensucht, Macht- und Profilsucht

Sie haben zusammengetragen, welche Besessenheit, Einschränkungen von Freiheit, welche Gefährdungen Sie bemerkt haben.

Im Evangelium heißt es: „Die Zwölf riefen die Menschen zur Umkehr auf.“ Das kann man aber nur, wenn man konkret sagen kann, welche Dämonen Menschen besetzt halten, wie sie in ihrem Leben verkürzt werden, wovon sie sich lösen müssen.

Wenn Jesus die Freunde auffordert, außer einem Wanderstab nichts mitzunehmen, kein Brot, keinen Vorrat, kein Geld, kein zweites Hemd, dann erscheinen vor uns Menschen, die ganz offen sind; die unbelastet hören und sehen können, die sensibel sind, „Dämonen“ zu bemerken.

Wer selber ständig mit sich selbst beschäftigt ist, sich um alle möglichen Dinge kümmern muss, der hat kaum offene Ohren und Augen, der spürt nicht die Ängste und Beengtheiten von anderen.

Dann sagt Jesus noch, sie sollen eine Zeit lang dort bleiben, wo sie aufgenommen wurden. Um Menschen kennen zu lernen, sie einzuschätzen, ihnen gerecht zu werden, braucht es eine Zeit miteinander; erst dann wird man warm, erfährt etwas, zu spürt man, wie es einem anderen geht.

Vielleicht ist das für unsere künftige Pastoral besonders wichtig und braucht es deshalb die kleinen Gemeinschaften, wo man ein Stück miteinander lebt.

Das Evangelium endet damit, dass berichet wird:

„Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.“

Von denen, die Jesus beauftragt, geht heilende Wirkung aus.

Durch uns, die wir durch Taufe und Firmung mit Gottes heilendem Geist gesalbt sind, soll eine Atmosphäre des Verständnisses, der Annahme, der Zuwendung und Anteilnahme entstehen. Von uns soll heilende Kraft ausgehen. Wer von uns weggeht, soll sich getröstet, ermuntert, gestärkt   erfahren.

Christliche Gemeinde kann als ganze heilende Kräfte entfalten.

Es gibt ja bereits solche Beispiele, wie etwa Drogensüchtige durch die Aufnahme in eine glaubende Gemeinschaft im Laufe der Zeit frei werden, neue Lebensperspektiven bekommen. „Fazenda Esperanza“ nennt sich ein Projekt, das in Brasilien entstand, aber auch hier in der Nähe von Xanten eine Gemeinschaft gegründet hat.