Es gibt Situationen im Leben, die nur einmal da sind und nicht wiederkommen. Wer dann nicht wach ist und zugreift, hat wahrscheinlich die Chance seines Lebens verpasst.
Das Evangelium von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen beschreibt einen solchen Augenblick. Der Bräutigam, den sie erwarten, kommt verspätet. Die Klugen haben vorgesorgt und Öl für die Lampen mitgenommen; die Törichten müssen schnell noch Öl kaufen. Als sie zurückkommen, ist aber der Hochzeitssaal schon verschlossen. Sie bleiben außen vor.
Wir merken: Jesus betont bei dem Gleichnis die Vorsorge der klugen Jungfrauen, die deshalb ihre Chance wahrnehmen können, bei der Hochzeit dabei zu sein.
Wie schon an den letzten Sonntagen möchte ich das Gleichnis aktualisieren auf unsere augenblickliche Situation in der Kirche.
Mir scheinen die törichten Jungfrauen denen zu gleichen, die alles so tun, wie sie es immer gewohnt waren. Bisher hat das doch immer geklappt mit der KommunionVorbereitung, der Firmung, den Verbänden, den festlichen Gottesdiensten an Weihnachten und Ostern …
Aber auf einmal – nicht nur wegen Pandemie sondern wegen grundlegender Veränderungen in der Gesellschaft – klappt es nicht mehr mit der Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation, verlieren Verbände altersbedingt immer mehr Mitglieder, müssen sich Kirchenchöre zusammenschließen, werden Gottesdienste nicht mehr musikalisch begleitet, weil nicht genügend Hauptberufliche und Honorarkräfte vorhanden sind. Kirchen werden geschlossen, weil sie nicht mehr unterhalten werden können.
Vorsorge aber ist weithin ausgefallen. Oft wurde nicht rechtzeitig überlegt, wie Katechese das Leben junger Menschen einfangen kann; wo Orte sein können, an denen Jugendliche Gemeinschaft erfahren und Begleiterinnen finden, die ihnen Erfahrungen aus dem Glauben deuten. Da werden Kirchen geschlossen, ohne vorher überlegt zu haben, wie vielleicht ein Gebäude multifunktional genutzt werden kann oder für innovative und kreative Experimente zur Verfügung steht. Kleine Musikgruppen bräuchten professionelle Förderung, damit sie Gottesdienste musikalisch begleiten …
Wenn ich Jesus richtig verstehe, dann lobt er die klugen Jungfrauen, weil sie vorher überlegt haben, was kommen kann. Und deshalb haben sie auch eine offene Tür in die Zukunft, für die das Hochzeitsmahl im Evangelium steht.
Jesus hat doch auch gesagt, dass das Reich Gottes schon da ist. Man muss nur mit offenen Augen auf die Suche gehen, vielleicht die kleinen Hoffnungspflänzchen pflegen, damit sie wachsen können.
Auch jetzt noch ist Vorsorge möglich.